Es fing alles ganz harmlos an: Nachdem wir bereits in Afrika begeistert Weine in Stellenbosch, Constantia und Franschhoek verkostet hatten, wollten wir uns Argentinien natürlich diesbezüglich auch nicht entgehen lassen! Sarah ist seit der Kreuzfahrt letztes Jahr großer Malbec-Fan und 80% dieser Rebsorte werden nun einmal hier angebaut. Eigentlich ist Mendoza das Mecca der Malbec-Produktion - Mendoza mussten wir allerdings schweren Herzens von unserer Route streichen weil es doch ein großer Umweg auf dem Weg nach Bolivien gewesen wäre. Umso erfreuter waren wir, als wir herausfanden, dass sich im Umland von Salta ausgedehnte und in Europa noch weitestgehend unbekannte Weingebiete befinden. Dort werden hochwertige Höhenweine produziert, die sich durch die starke Sonne am Tag unf die relativ kühlen Nachttemperaturen durch besonders volle Aromen auszeichnen. Das Zentrum dieser Weinregion ist Cafayate - ein kleiner, verschlafener Ort 180km südlich von Salta.

Man kann nicht wirklich sagen, dass der Ort touristisch gänzlich unbeleckt ist - auf jeden Fall ist er aber deutlich unbekannter. Klar, dass wir da hin mussten! Die Strecke im Bus dauert knapp vier Stunden uns führte uns durch die Quebrada - eine der atemberaubendsten Landschaften Argentiniens!

In Cafayate angekommen, packten wir schnell unsere Sachen in unser Hostel und trappsten zum Mittagessen sofort in die nächste Bodega. Eine der besonders netten Eigenschaften Cafayates ist nämlich, dass die Weingüter ihre Produktion und die Verkostungen in den kleinen Ort verlagert haben. Alleine im Umkreis von 300m um unser Quartier waren bereits 3 dieser Bodegas! Gesagt, getan - "Nanni" versorgte uns sowohl mit exzellentem Mittagessen als auch mit einer Verkostung sehr leckerer und preiswerter organischer Weine.

"El Transito" war eher enttäuschend - die Führung durch die industrielle Produktion von "Domingo Hermanos" dafür umso interessanter!


Aber wir haben im Titel ja eigentlich eine andere Story versprochen: Am nächsten Tag machten wir uns in Cafayate auf, die etwas weiter entfernt gelegenen Weingüter zu besuchen. Unbeirrt der Tatsache, dass sämtliche andere Touristen Cafayates in Autos mit oder ohne Fahrer unterwegs waren, stiefelten wir gen Norden. Die Bodegas "Yacuhuaca", "Domingo Molina" und "Piatelli" waren unsere Ziele. Der Wetterbericht sagte ab 14 Uhr eine Regenwahrscheinlichkeit von 30% vorraus mit steigender Tendenz zum Abend hin. Unser Plan war daher, zuerst die entfernteste Bodega zu besuchen und dann abhängig vom Wetter zügiger oder langsamer zurückzutrappsen. Sicherheitshalber packten wir dennoch Regenjacken ein als wir um kurz vor zehn los liefen. Nachdem wir einen kurzen Zwischenstopp an einer weiteren Bodega nahe der Stadtgrenze gemacht hatten (und eine weitere aufgrund unverschämter Tastingpreise geschmäht hatten) bogen wir auf den Feldweg zu unseren drei Ziel-Bodegas ab.

Gewappnet mit viel Wasser und Musik aus der Boombox stiefelten wir durch die bereits jetzt erbarmungslos auf die Wüste brennende Sonne. Neben den bewässerten Weinstöcken wachsen hier nämlich eigentlich nur Kakteen. Nach gefühlt deutlich mehr als den angeschriebenen 3km (in der Tat sind es auch 5 gewesen) kam "Piatelli" in Sicht. Da wir dort aber eigentlich Mittagessen wollten und es noch zu früh war, blieben wir bei unserem ursprünglichen Plan und machten uns auf zu den noch einmal 3km entfernten Weingütern "Yacuhuaca" und "Domingo Molina".

Ein Blick auf die Berge zeigte auch erste dickere aufziehende Wolken weshalb wir unser Tempo trotz der jetzt etwas steileren Strecke anzogen. Immer wieder wurden wir auch von besagten anderen Touristen in ihren Autos überholt - andere Wanderer gab es nicht :)


Einen Kilometer vor "Yacuhuaca" zeigte sich dann unser ausbaufähiges Wetterbeobachtungstalent: es fing an zu regnen. Nein, eigentlich eher zu schütten. Trotz Regenjacke suchten wir also Schutz unter einem Baum und verharrten dort. Der Himmel war nicht besonders dunkel, wir waren uns ziemlich sicher, dass es nur ein Schauer ist, unser Rucksack war wasserdicht und es war auch über 20°C - alles kein Thema.


Unsere Einschätzung deckte sich allerdings nicht mit der des argentinischen Polizeiautos, dass uns vorher schon überholt hatte und gerade von der Bodega zurückkam. Nachdem sie an einem Haus nahe unseres Baumes noch irgendwas erledigt hatten, kam der Jeep plötzlich rückwärts bergauf wieder langsam auf uns zu. Wir beobachteten die Fahrt interessiert und stellten fest, dass sie trotz einer sehr breiten Straße zielsicher auf den einzigen riesigen Stein zusteuerten. Sarah meinte noch kurz: "Wollen die echt zu uns? Die sehen den Stein aber, oder?" bevor uns Sekunden danach klar würde "Nein!" und wir sie noch mit hektischen Gesten versuchten, von ihrer offensichtlich beschlossenen Rettungsmission zu stoppen. Leider zu spät, der Jeep depperte mit dem Reifen mit Karacho gegen den (ca 0,5m hohen) Stein und ein Teil des Unterbodens löste sich. Aufgrund des Zustandes des Jeeps und der gänzlichen Entspannung der beiden argentinischen Polizisten, schätzen wir aber, dass ihnen das nicht zum ersten Mal passiert ist. :) In der Tat sind sie auch wegen uns zurück gefahren, sie erklärten uns, dass der Regen noch stärker und der Weg nach unten dann aufgrund der Nässe gefährlich werden würde (eine Einschätzung, die Sarah nicht wirklich teilt) und baten uns an, uns mit zurück zu nehmen. Eigentlich wollten wir trotzdem weiter da wir bereits am Eingang zu unserer Ziel-Bodega standen, ließen uns dann aber doch verunsichern und nahmen das super nette Angebot doch sicherheitshalber an. Die beiden Polizisten hielten uns auch für ein bisschen verrückt, niemand in Argentinien läuft nämlich freiwillig, wenn man doch auch Auto fahren kann! Als wir uns "Piatelli" näherten, war der Regen auch schon wieder vorbei (immerhin da lagen wir richtig mit unserer Einschätzung) weshalb wir fragten, ob es vertretbar wäre, hier vielleicht doch hinzugehen uns dann später den kürzeren, flacheren Teil zu laufen. Die beiden waren auch der Meinung, dass sei kein Problem und so wurden wir von dem Polizeijeep am Tor zu "Piatelli" abgesetzt - wo wir sogleich eine Tour mit anschließender Verkostung und ein wohlverdientes Mittagessen genossen! :)

(Übrigens regnete es den gesamten Tag nicht mehr...)