11.11.2017 11:10 Uhr - wir stehen beide in der Metro in Sao Paolo und starren gespannt auf die Zeitanzeige. Schließlich sind wir in Brasilien und hier beginnt gleich die berühmteste Jahreszeit. Die Minutenanzeige schlägt um und es passiert..nichts. Sao Paolo ignoriert den Beginn des Carnevals komplett. Ein bisschen enttäuscht waren wir in dem Moment schon - in unserer Fantasie war aus dem Nichts eine Sambaband in knappen Kostümen erschienen. ;-)

Aber abgesehen davon, hat uns Brasilien überhaupt nicht enttäuscht. Im Gegenteil - bereits am aller ersten Abend sind wir so herzlich aufgenommen worden und haben den Unterschied zu Afrika deutlich wahrgenommen. Sarah erklärte bereits beim Check-in im Hostel, dass sie nicht schlafen gehen wird bevor sie einen Caipirinha getrunken hat. Das führte dazu, dass wir direkt mit ein paar mit dem Rezeptionisten befreundeten Paulistas (den Bewohnern Sao Paolos) das lokale Bier verkosten durften (und Sarah ihren Caipi bekam).

Auch sonst waren wir von Sao Paolo sehr beeindruckt - die Stadt ist sehr sicher, gut organisiert und hat viel Kultur zu bieten. Insbesondere das Viertel Vila Madalena hat uns irgendwie an Kreuzberg erinnert - Studenten, Künstler und viel Graffiti. Später am 11.11. haben wir dort auch noch unsere Sambaband umd kostümierte Menschen gefunden - es stellte sich allerdings heraus, dass es sich einfach um ein Straßenfest gehandelt hat und in keinster Weise mit Karneval zu tun hatte!


Nach ein paar Tagen haben wir uns dann weiter nach Rio aufgemacht und uns gleich mal an der Copacabana einquartiert. Schnell stellten wir fest, dass ein paar Fakten war sind über den Strand und andere eher nicht:

Wahr: Es trägt tatsächlich fast jede Frau am Strand einen String und ein knappes Oberteil. Unwahr: die Brasilianer haben einen ausgeprägten Körperkult und sind alle rank und schlank. Die berühmten Outdoor-Gyms waren weitestgehend unberührt und der Hauptsport scheint im Caipi-Trinken zu bestehen. Wir haben uns gleich mal angepasst - mit der Konsequenz, dass wir jetzt bei einem großen Caipi 0,7l mit 50% Cachaca erwarten und Sarah einen Sonnenbrand am Allerwertesten hat.


Aber natürlich haben wir uns nicht nur am Strand geflätzt sondern uns auch aufgemacht, die Sehenswürdigkeiten der Stadt zu erkunden. :) Zuerst stand der Zuckerhut auf dem Program. Leider kann man den charakteristischen Hügel trotz nur 400m Höhe nur mit Kletterausrüstung alleine bezwingen. Wir sind daher nur den ersten Teil auf den Morro de Urca gelaufen und haben uns danach mangels Alternativen brav ein Seilbahnticket gekauft.

Aber immerhin haben wir damit gleich mal 40 Real pro Person gespart - den Gegenwert von zwei Caipis! Einen davon haben wir uns selbstverständlich auch gleich gegönnt und die wunderschöne Aussicht genossen.

In bester Caipi-Stimmung und aufgrund des ausgefallenen zweiten Wegstücks noch voller Energie, erinnerten wir uns an den Tafelberg und die irren Trailrunner, die uns begegnet waren. Ja, es gibt tatsächlich Menschen, die die Tafelberg RAUF JOGGEN (und auch wieder runterwetzen). Und da war die Idee auch schon da: "komm, lass uns doch auch mal auf mega sportlich machen und runter joggen! Bestimmt glauben dann alle, dass wir auch raufgerannt sind!". Gedacht, getan - und schwupps joggten wir die 200 Höhenmeter in knapp 10min an den wenigen anderen Touristen die ebenfalls einen Teil laufen nach unten und ernteten dabei mindestens einige entgeisterte Blicke. :D Unten angekommen witzelten wir noch, dass wie gerade das "Downhill Trailrunning" erfunden haben - nur um kurz darauf festzustellen, dass es das tatsächlich bereits gibt. The world is a strange place ;-)


Auf den Corcovado (wo der berühmte Cristo Redendor steht) kann man leider seit Juli 2017 aufgrund der angespannten Sicherheitslage in Rio ebenfalls nicht mehr wandern. Dort wurden im Juli in 10 Tagen 58 Touristen ausgeraubt und teilweise stundenlang festgehalten weshalb der Trail geschlossen wurde. Nachdem sich zur WM und den Olympischen Sommerspielen in Rio so viel zum besseren gewendet hatte, ist die Stadt seit dem letzten Sommer leider wieder auf dem absteigenden Ast und die Drogenbosse haben auch ehemals befriedete Favelas wieder fest in ihrer Hand. Eine sehr traurige Entwicklung :( Den Cristo haben wir aber natürlich trotzdem gesehen, wir sind statt dessen mit einem super süßen kleinen Cablecar rausgefahren.